Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
die Verwaltung wird beauftragt, in der Machbarkeitsstudie zum Römischen Museum (s. Süddeutsche Zeitung vom 13.4.2022) folgende Fragen mit zu untersuchen bzw. wenn dies nicht möglich ist, über die Ergebnisse gesondert zu berichten bevor im Stadtrat eine Beschlussfassung über das Römische
Museum herbeigeführt wird:
1.1 ob auf der Fläche des früheren Hauptgebäudes des ehemaligen Klosters Sankt Magdalena (neben der Dominikanerkirche) Neubauten errichtet werden können (die die Gebäude der heutigen Berufsschule und der Turnhalle ersetzen), die sich hinsichtlich der baulichen Ausmaße an der historischen Bebauung
orientieren (Fassadenlinie, Traufhöhe und Tiefe annähernd wie Dominikanerkirche) (s. Bild 1 rote Fläche),
1.2 ob Neubauten auf dieser Fläche hinsichtlich der Grundflächen und Rauminhalte (ggf. unter Einbezug von Tiefgeschossen) näherungsweise ausreichend wären, um zusätzlich zum Römischen Museum, die Berufsschule 3/Berufsbildungszentrum für Ernährung und Versorgung, Kinder- und Sozialpflege (derzeit
Predigerberg 1) samt Turnhalle aufzunehmen,
1.3 ob die Verlagerung der Berufsschule 3/Berufsbildungszentrum für Ernährung und Versorgung, Kinder- und Sozialpflege an einen anderen Standort möglich ist,
1.4 ob auf dem südlichen Teil des Geländes der heutigen Berufsschule (in etwa südlich einer gedachten Linie zwischen den nördlichen Gebäudegrenzen der Häuser Vorderer Lech 55 und Predigerberg 4) und ggf. auf dem östlichen Teil entlang des Vorderen Lechs Neubauten mit einer altstadt-typischen Mischung
aus Wohnen und Gewerbe mit belebten Erdgeschosszonen errichtet werden können, die sich – zumindest was die straßenseitige Fassadengestaltung und die Lage der Erdgeschosszone betrifft – an historischen Flurstücksgrenzen orientieren. Hierfür soll ebenfalls untersucht werden, ob die Grenzen der betroffenen Flurstücke 269/3, 269/4, 269/5 und 272/1 geringfügig in den heutigen Straßenraum erweitert werden können, sodass die Fassadenlinien der Neubauten näherungsweise den historischen Verlauf haben und somit der gassenartige Charakter des heute „autofreundlichen“ Predigerbergs wiederentsteht
(s. Bild 2 grüne Fläche),
2.1 welche Einnahmen durch einen Verkauf, der unter 1.4 für Wohnbebauung vorgesehenen Grundstücke, näherungsweise zu erzielen wären,
2.2 welche Fördermittel für den Neubau eines Museums sowie den Ersatzbau der Berufsschule samt Turnhalle zu erwarten sind,
2.3 welche Einnahmen durch einen Verkauf des gesamten Grundstücks der heutigen Berufsschule näherungsweise zu erzielen wären,
2.4. mit welchen Kosten für den Bau eines Römischen Museums näherungsweise zu rechnen ist. Dabei sollen verschiedene Varianten (z.B. Unterbringung von Museum und Berufsschule in einem in 1.1. und 1.2 genannten Neubau, Verlagerung der Berufsschule etc.) berücksichtigt werden.
Des Weiteren wird die Verwaltung beauftragt, zu erläutern
3. welche alternativen Standorte für den Bau eines Römischen Museums bisher geprüft wurden (z.B. Fronhof neben dem Dom, Fläche östlich der Straße Am Pfannenstiel) und inwieweit diese als Alternativen zum Predigerberg in Frage kommen bzw. warum nicht.
Begründung/Bericht:
Seit der Schließung der Dominikanerkirche im Jahr 2012 ist das römische Erbe Augsburgs nur noch in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich. Ein Neubau des Museums und die Sanierung der Dominikanerkirche (die schon für sich ein erhaltenswertes Baudenkmal darstellt) scheiterte bisher an fehlenden Haushaltsmitteln. Selbst bei einer Förderung der Sanierungs- und/oder Baumaßnahmen durch Dritte käme auf die Stadt Augsburg ein erheblicher Eigenanteil zu, der angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt nur schwer aufzubringen sein dürfte.
Gleichzeitig birgt der Bau eines Römischen Museums großes städtebauliches Potenzial, als dass sich die Stadt mit einer bloßen, vergleichsweise günstigen „Unterbringungsmöglichkeit“ für das römische Erbe zufriedengeben darf. Aus diesem Grund sollte die weitere Planung stärker als bisher mitbedenken,
welche Einnahmen die Stadt bei der Umsetzung der Maßnahme generieren kann, die als Eigenanteil in die Finanzierung einfließen können. Erst eine Gegenüberstellung mehrerer Varianten erlaubt es dem Stadtrat, eine fundierte Entscheidung zu treffen, das kulturpolitisch und städtebaulich Gewünschte mit
dem finanziell Machbaren in Einklang bringt.
Zu 1.: Vor diesem Hintergrund bietet es sich einerseits an, die Sanierung der Kirche und den Bau eines Museumsgebäudes nicht isoliert anzugehen, sondern im Kontext der Gesamtentwicklung des Quartiers am Predigerberg zu konzipieren, wie dies in der Vergangenheit bereits diskutiert wurde (siehe Augsburger Allgemeine 10.02.2018: Planspiele für ein innerstädtisches Filetstück). Allerdings wurde die Frage, ob eine Verlagerung der Berufsschule an einen anderen Standort möglich ist – wie vom Hochbauausschuss am 8.2.2018 mit BSV/17/00850 beauftragt – unseres Wissens bislang nicht beantwortet.
Durch den Verkauf von Grundstücken, auf denen Wohngebäude errichtet werden, ließen sich nicht nur Einnahmen generieren, sondern könnte bei einer städtebaulichen Orientierung an historischen Straßenverläufen und Fassadenlinien, der Gassencharakter des Predigerbergs und des Vorderen Lechs
mit der altstadt-typischen Mischung aus Wohnen und Gewerbe mit belebten Erdgeschosszonen wiederentstehen. Das ca. 7.000 Quadratmeter große Gelände um die Berufsschule ist nur zu 23 Prozent bebaut (Grundfläche Turnhalle ca. 365 Quadratmeter, Berufsschule 1.240 Quadratmeter). Der südliche
Bereich des Geländes war bis zu den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges auf einer Fläche von etwa 3.000 Quadratmetern entlang des Predigerbergs und des Vorderen Lechs mit Wohnhäusern bebaut.
Zu 2.: Um trotz der angespannten Haushaltslage der Stadt die Finanzierung eines Neubaus des Römischen Museums leisten zu können, sind mögliche Vorteile der Erlöse aus Grundstücksverkäufen und der Aufwertung des Quartiers am Predigerberg mit in Betracht zu ziehen. Eine bloße Ja-Nein-Entscheidung über eine einzige von der Verwaltung ausgearbeitete Projektvariante ist der Bedeutung des Projekts für die Stadt zudem nicht angemessen. Die Wahl zwischen mehreren Optionen mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen hinsichtlich der Kosten, der Effekte für die umliegenden Quartiere und die Gesamtstadt etc. ist zutiefst politisch und keine administrative.
Zu 3.: Der Stadtrat hat sich in früheren Wahlperioden zu Gunsten des Predigerbergs als Standort des Römischen Museums ausgesprochen. Zu diesem Zeitpunkt war der haushälterische Spielraum der Stadt aber noch nicht durch die Kostensteigerungen anderer Großprojekte derart angespannt wie heute.
Deswegen rücken Alternativvorschläge seitens der Zivilgesellschaft (z.B. Römermuseum mit Römerpark am Pfannenstiel, Fronhof neben dem Dom, etc.) erneut in den Blick. Da die Verwaltung solche Vorschläge nach Auskunft des Kulturreferenten in der Vergangenheit bereits geprüft und zu Gunsten des Standorts Predigerberg verworfen hat, bitten wir um eine ausführliche Darstellung der Prüfungsergebnisse.